Trennung. Kein schönes Wort. Oder ein guter neuer Anfang?

Meine Freundin hat sich getrennt.

Und ich muss sagen, ich habe selten in meinem Leben zwei Menschen erlebt, die ihrer „Trennung“ so begegnen.

 

Sehr fair, kein böses Wort gegen den anderen. Ich bin immer noch ganz erstaunt und ganz berührt davon. Aus meinem beruflichen Tun und Dasein heraus kenne ich das anders. Auch aus meinem persönlichen, privaten Umfeld. Noch keine Trennung verlief so friedlich, so bewusst, so reflektiert.

 

Und dennoch schmerzt mich diese Trennung. Ist das jetzt mein ganz persönlicher Egoismus? Ja, ist es! Darauf bin ich nicht gerade stolz. Ich fühle, wie wahrscheinlich viele Menschen in ihrer Umgebung Verlust. Uns trennen jetzt 600 Kilometer. Sie ist in ein „neues“ Leben gezogen und ist sehr sehr glücklich. Und dennoch fällt es mir im Augenblick schwer teilzuhaben an Ihrer Freude, mich mit ihr zu freuen.

 

Vieles ist jetzt anders. Unsere jährlichen Kurzurlaube, auf die wir uns jedes Jahr so gefreut haben. Eine perfekte 4er-Konstellation, alles lief Hand in Hand. Eine Gemeinsamkeit die sich verändert, verändern wird. Ich hätte mir so gewünscht, dass alles bleibt wie es ist. Kennst du das auch? Den Wunsch, dass alles so bleibt wie es ist?

 

Aber zu welchem Preis? Da schaltet sich meine Seele ein. Zu welchem Preis wäre alles so geblieben wie es ist. Und wer hätte diesen Preis bezahlt? Ich? Wohl eher nicht.

 

Aus meinem beruflichen Tun heraus weiß ich, dass es gut ist auch diese Gefühle die ich dazu habe, zuzulassen, zu äußern. Mir gegenüber und meiner Freundin. Weil mich das authentisch, nahbar und menschlich macht. Und ich weiß, dass wenn ich diese Gefühle zulasse, sie gehen und sich wandeln werden. Ich weiß, dass diese meine Gefühle Platz haben in dieser Freundschaft, angenommen werden von ihr und mir. Und das ist ein wunderbares Geschenk.

 

Ich glaube an Beziehung und ich glaube daran, dass Beziehung gelingt. Und mein Weltbild wird sicher gerade etwas auf den Kopf gestellt.

 

Aber was ist denn passiert? Zwei Menschen die mir sehr nahe stehen haben sich entwickelt. Ihre Liebe hat sich entwickelt – hin zu einer freundschaftlichen Liebe. Freundschaft ist eben doch nicht genug in einer langen Ehe. Sie gehört dazu, unbedingt. Allerdings wenn nur noch Freundschaft vorherrscht ist dann vielleicht „noch“ der richtige Zeitpunkt zu gehen? Vielleicht gerade dann bevor die „restliche“ Unzufriedenheit zum Unfrieden wird und aus Freundschaft Ablehnung?

 

Ich glaube, die beiden haben das gut gemacht. Sie haben vieles versucht und unternommen um ihrer langen Beziehung wieder Leidenschaft und Miteinander einzuhauchen. Vieles ist ihnen gelungen. Jetzt sogar ihre Trennung. Ja, vielleicht bin ich noch etwas traurig. Ganz egoistisch traurig. Aber bald werde ich sie besuchen. Und eigentlich, ja eigentlich haben wir dann sogar mehr Zeit miteinander und füreinander. Und natürlich kommt es nicht darauf an, wie häufig wir uns sehen. Nein, viel wichtiger ist wie wir diese Zeit miteinander verbringen. Und wenn Sie glücklich ist in ihrem neuen Leben, dann zahlt keiner einen Preis, sondern alle gewinnen.

 

Die beiden sind mir ein gutes Vorbild für meine Arbeit. Trennung gelingt. Wenn beide sich achten, respektieren, freundschaftlich lieben und aufeinander zugehen. Alles was zum Gelingen einer Beziehung beiträgt, trägt auch zu einer gelungenen Trennung bei. Also, was ist die erste Aufgabe? Achte dich selbst, respektiere dich selbst und liebe dich selbst. Dann gelingen Dir Deine Beziehungen und auch eine Trennung. Fang bei dir selbst an. Jetzt in diesem Augenblick. Frag Dich einfach, ob du dich achtest und dich und deine Wünsche respektierst oder weiterhin über deine Grenzen gehen möchtest, bzw. zulässt, dass andere deine Grenzen überschreiten.

 

In diesem Sinn, wünsche ich allen da draußen ein achtsames Wochenende.

 

Diana