Fragst Du Dich auch manchmal wie andere Paare es schaffen ihre Liebe lebendig zu halten?
Kein Wunder. Die Trennungs- und Scheidungsquote hält es uns vor Augen. Eine Beziehung über viele Jahre, ja bis zu unserem Lebensende zu erhalten, scheint in manchen Augenblicken aussichtslos.
In meiner Praxis erlebe ich täglich Paare, denen die Liebe verloren gegangen ist. Ich höre und sehe, was Paaren fehlt, über Jahre hinweg gefehlt hat. Sie erzählen mir oft, wie sich ihre Liebe „verflüchtigt“ hat und stattdessen Langeweile und gegenseitige Verletzungen Einzug gehalten haben. So lange, bis nichts mehr da ist. Dann sitzen sie vor mir. Traurig, geschwächt, verzweifelt. Manchmal viel zu spät.
Also was ist es, was unsere Beziehung und die Liebe lebendig hält?
Zum einen ist es unsere Streitkultur. Streit wird es immer geben. Der amerikanische Psychologieprofessor und Paarforscher John Gottmann sagt sogar die Haltbarkeit einer Ehe mit einer Trefferquote von mehr als 90 % voraus während er sie beim Streiten beobachtet.
Wie macht er das?
Ganz einfach. Er beobachtet Paare während einer 15-minütigen Streitszene. Das Paar wird eingeladen, über ein heikles Thema in der Beziehung zu sprechen und er zeichnet sie dabei auf. Anschließend verteilt John Gottmann Punkte. Pluspunkte gibt es für positive Reaktionen wie Zuneigung, Humor oder Interesse an der anderen Meinung. Minuspunkte für negative Emotionen wie Gleichgültigkeit, Drohungen oder Verachtung.
Seine Erfolgsformel lautet 5:1. Das heißt: In einem Streit darf es durchaus unschön zugehen, nur sollten jeder negativen Bemerkung fünf Positive gegenüberstehen – sonst hat die Liebe kaum eine Chance.
Was wir heute auch wissen: In jedem Streit oder in jeder Konfliktsituation gibt es Rettungsversuche des einen oder anderen Partner. Rettungsversuche sind Versuche dem Streit die Spannung zu nehmen, den anderen zu beschwichtigen. Rettungsversuche sind ein deutliches Zeichen und dienen definitiv dem Erhalt der Liebesbeziehung. Wenn diese Rettungsversuche permanent übersehen werden, zieht sich der Partner zurück. Hinter einer großen, meist steinharten Wand, unerreichbar, verletzt mit dem Gefühl, nicht gesehen zu werden. Dadurch entsteht eine Atmosphäre von Eiseskälte, Verachtung und eingefrorener Gefühle. Die Liebe schwindet.
Wenn unsere Auseinandersetzungen in unserer Beziehung über Monate und Jahre hinweg immer genau so ablaufen (Kritisieren, Rechtfertigung, Verachtung und Mauern) ist es kein Wunder, dass die Liebe bald „weggestritten“ ist und die Frage danach, wo denn die Liebe geblieben ist groß im Raum steht.
Was lernen wir daraus? Streiten ja! Aber wie?
- Höre respektvoll zu! Dein Gegenüber hat Dir etwas zu sagen!
- Vermeide Kritik an der Person (die Du einmal so sehr geliebt hast!!!)!
- Formuliere Kritik als Beschwerde
- und diese als ICH-Botschaft!
- Achte auf Rettungsversuche Deines Partners, Deiner Partnerin!
- Höre in Dich hinein und werde Dir selbst bewusst, was Dein Unfrieden, Deine Unzufriedenheit mit Dir und Deinem Leben zu tun hat. Vielleicht kennst Du das ja bereits aus Deiner Kindheit, Deiner Jugend oder aus früheren Beziehungen?
- Hör auf Dich zu rechtfertigen! Rechtfertigung ist nichts anderes als ein Angriff in Richtung: „ich habe Recht, Du hast Unrecht; ich denke und fühle richtig; Du siehst das alles falsch = Du bist falsch!“
Fazit: Wenn wir lernen die obigen Punkte einzuhalten, hat die Liebe gute Chancen. Ein Team sein, im Leben und auch im Streit. Das ist eine hohe Kunst und beschert uns dafür eine erfüllte, liebevolle Beziehung.
In diesem Sinne wünsche ich eine friedliche Adventszeit.
Ich freue mich auf Teil 2 und der Fortsetzung dieses Artikels.
Eure Diana Beck