Wenn Weihnachten uns stresst.

Wer kennt das nicht? Weihnachtszeit stresst den einen oder anderen… insbesondere uns Frauen und daher auch unsere Paarbeziehung. Ich habe heute einen interessanten Beitrag auf Antenne Bayern gehört. Jede zweite Frau fühlt sich zur Weihnachtszeit müde und erschöpft.

 

Warum?

Meist sind es die Frauen, die mit der Organisation rund um die „frohen“ Tage beschäftigt sind. Da sollen noch Plätzchen gebacken, die Familie eingeladen, Einkäufe organisiert, Weihnachtsgeschenke besorgt und das Haus weihnachtlich geschmückt werden. Ach, vielleicht sollte man mit den Kindern noch etwas basteln – die freuen sich ja besonders auf Weihnachten und wir möchten ihnen das Fest nicht nur mit tollen Geschenken nahe bringen. Dann gibt es noch den einen oder anderen Elternabend in der Schule, Weihnachtsfeiern, Basteln mit den Kleinen im Kindergarten… Das Plätzchenbacken mit den Kids hinterlässt das eine oder andere Chaos in der Küche und dann haben unsere lieben Kleinen die Lust schnell verloren, wenn es darum geht Chaos und Co. wieder zu beseitigen. Dies und das soll vor den Feiertagen und dem Jahreswechsel erledigt werden, muss unbedingt noch raus und die Weihnachtsgrüße wollen auch geschrieben werden.

Was muten wir uns zu? Kein Wunder, wenn dann am Heiligabend alle müde und geschafft sind. Zudem schleichen sich große Erwartungen in unsere Herzen, an unseren Partner – manchmal auch an die Kinder. Alle sollen froh und glücklich sein, sich über ihre Geschenke freuen, das Essen soll schmecken und die Erwachsenen hoffen auf eine kleine Auszeit an den Feiertagen. Nur was, wenn sich diese Erwartungen nicht so leicht erfüllen lassen, die Kinder vielleicht keinen Bock auf Ruhe und Mittagsschlaf haben, vielleicht sogar vollkommen überdreht sind? Keiner wirklich Zeit für sich hat, weil die Familie zu Besuch kommt?

Dann kommt es schnell zu Streit, die Nerven liegen blank. Mann und Frau fühlen sich nicht gesehen. Jeder hat andere Bedürfnisse – und doch sind sie sich so ähnlich. Unsere Erwartungen sind groß an die stillen Tage. Jeder freut sich zunächst, auf ein paar Tage frei, auf Zeit für Miteinander, Spiele, Gespräche usw.usw.  Fest der Liebe? Fest der Familie?

Kein Wunder, wenn an den Feiertagen der Haussegen mehr als schief hängt. Viele Paare streiten sich gerade zur Weihnachtszeit. Sie sind überfordert, müde, erschöpft von dem Jahr das so gut wie hinter uns liegt. Viel Hoffnung: „Weihnachten, da haben wir ein paar Tage Ruhe, schöne Momente, Zeit für uns???“ Enttäuschung, wenn es dann anders läuft als geplant. Das ganze Jahr war so voll von Erledigungen, Projekten und manchmal auch Problemen und Sorgen. Und was tun Paare, denen es schon das ganze Jahr über nicht so gut geht in der Beziehung? Die nicht wissen, wie sie überhaupt an den Feiertagen aufeinander zugehen sollen? Jeder erwartet vom anderen ein Zeichen, ein liebes Wort, eine nette Geste?

Ich kann nur den Rat geben, schraubt eure Erwartungen herunter. Nehmt diese Tage nicht so wichtig, sondern nehmt euch und euer Leben wichtig. Teil Dich Deinem Partner mit. Mit Deinen Wünschen, mit Deinen Sorgen und mit Deinen Bedürfnissen. Formuliere es nicht als Wehklage, sonst kann es sein, dass Dein Partner das Gefühl bekommt, er soll alles für Dich tragen. Formuliere es als eine gute ICH-Botschaft. Sag wenn Du müde bist und bevor Du Dir selbst leid tust, ändere etwas in Deinem Leben.

Ich kann mich gut an Zeiten erinnern, in denen ich selbst am Heiligabend um 21.00 Uhr todmüde auf der Couch eingeschlafen bin und es allen, vielen so recht machen wollte. Noch Plätzchen und Stollen backen, das Haus putzen, einkaufen gehen, noch dies und jenes Geschenk besorgen, am 23. dann spätabends die Geschenke einpacken und am Nachmittag des Heiligabend zum Grab der Angehörigen wandern (wie so viele) um Blumen nieder zu legen und ein Licht zu entzünden. Kochen für die Familie, Vorbereitungen für die Feiertage treffen und noch einen Kuchen backen, damit auch wirklich alle zufrieden sind. Alles, um dann am Heiligabend einfach einzuschlafen und mir irgendwann selbst leid zu tun?

Heute läuft bei uns vieles anders. Plätzchenbacken? Fällt dieses Jahr wegen Bodennebel leider aus. Stollen ebenfalls. Geschenke? Manches hab ich einfach schon viel früher besorgt, ein paar Kleinigkeiten zum Leidwesen des Einzelhandels auch im Internet bestellt (es tut mir leid, aber ich stehe mir mittlerweile selbst näher), mir bereits vor Weihnachten die eine oder andere kleine Auszeit genommen – und vor allem habe ich nicht mehr ganz so viel Erwartungen an die stillen Tage. Ich habe erkannt, es ruht nicht alles – Gott sei Dank – auf meinen Schultern. Ich bin mir über die Jahre selbst wichtiger geworden. Ich möchte mehr Ruhe in meinem Leben haben und bin bereit zu ertragen, dass ich eben nicht alles „tragen“ kann. Das gibt mir Ruhe und Ausgeglichenheit und genau darüber freut sich meine Familie. Ich habe erkannt und gespürt, dass mich meine Liebsten viel mehr lieben, wenn ich wirklich da bin und nicht dafür, dass ich so tolle Plätzchen backen kann um dann an den Feiertagen vollkommen erschöpft in den Seilen zu hänge. Sie lieben mich nicht für das, was ich in der Vorweihnachtszeit alles geleistet habe! Nein sie lieben mich vielmehr dafür, dass ich einfach da bin um zuzuhören und mich ihnen mitteile und auch sage, wenn mir etwas zu viel wird. Sie lieben mich dafür, dass ich ehrlich und authentisch bin. Ich nehme mich selbst wichtig, nicht das, was ich zu leisten vermag. Das ist das Ergebnis langer Jahre Selbsterfahrung. Und dabei enttäusche ich niemanden, nicht einmal mich selbst.

In diesem Sinne, wünsche ich Euch ein wunderbares, ruhiges und entspanntes 4. Adventswochenende. Lass es Dir gut gehen, sorg für Dich. Die anderen haben Dich lieb, wenn Du ein Lächeln auf dem Gesicht trägst. Glaub nicht, dass Du sie glücklich machen musst. Mach Dich glücklich, dann sind es Deine Kinder und Dein Partner auch. Sicher!

 

Deine Diana Beck